Von JOACHIM F. TORNAU

Der hessische Landeswohlfahrtsverband lässt die Gewalt in seinen Kinderheimen von den 50er bis in die 70er Jahre wissenschaftlich untersuchen. Eine Ausstellung dazu bestätigt die Annahmen eines straffen Alltagsregimes. Und es zeigt sich: Die Gewalt ist noch nicht überwunden.
Mit einer Wanderausstellung will der hessische Landeswohlfahrtsverband (LWV) an die Heimerziehung der 50er bis 70er Jahre erinnern.
Die Ton-Video-Installation beruht auf den Ergebnissen eines Forschungsprojekts der Universität Kassel und wurde von den Kunstprofessoren Gabriele Franziska Götz und Joel Baumann
gestaltet.
Das Schicksal der Heimkinder wird auf vier Projektionsflächen konfrontiert mit Alltagskultur und Ordnungsvorstellungen jener Zeit, mit Bürokratie und Aktenlogik, aber auch mit der Perspektive des Heimpersonals. Dazu sind Ausschnitte aus Interviews mit Zeitzeugen zu hören
Die Schau ist zunächst bis zum 21. Dezember im Ständehaus, Ständeplatz 6-10, in Kassel zu sehen (Mo.-Sa. 10-17 Uhr). Im Mai soll sie im Landtag in Wiesbaden gezeigt werden.
„Der Landeswohlfahrtsverband“, schreibt Schreyer, „hat immer nur zur Kenntnis genommen, meine Mutter und andere verwaltet. (…) Er hat zugesehen und es zugelassen, dass der Kalmenhof mit der Methode von drastischen Strafen die Menschen erzog, die ihm anvertraut waren.“ So formuliert es ein Betroffener; doch auch in der Sprache der Wissenschaft klingt es kaum anders. „Die Kinder und Jugendlichen haben im Heim nicht Schutz und Liebe vorgefunden, sondern Disziplinierung und Verwaltung“, sagte die Kasseler Rechtsprofessorin Theresia Höynck, als sie am Dienstag erste Ergebnisse eines Forschungsprojekts zur Heimerziehung in den 50er bis 70er Jahren in Hessen vorstellte.
Detaillierte Informationen zur Ausstellung Heimerziehung in Hessen