Asmus Finzen:
Das Ende der Anstalt. Theorie und Wirklichkeit des Wandels in der PsychiatrieDas Beispiel Wunstorf
Mit dem Reprint des 1985 erschienenen Klassikers »Das Ende der Anstalt« öffnet sich dem heutigen Leser ein Blick in die Vergangenheit. Psychiatriegeschichtlich eine Zeit des Umbruchs. Für Asmus Finzen war das »Ende der Anstalt« auch das Ende einer Gesinnung: Die verwahrende Psychiatrie wich der Therapie und Wiedereingliederung. Die allumfassende psychiatrische Anstalt löste sich in ein vielfältiges Netz psychiatrischer Dienste auf, von der Patientenselbsthilfe bis zur neuen psychiatrischen Klinik.
Im »Ende der Anstalt« beschreibt Finzen die Reformbewegung in der Bundesrepublik mit Blick aus dem Jahr 1985, die im ersten Nachkriegsjahrzehnt in England ihren Ausgang nahm und auf dem Umweg über die Vereinigten Staaten Italien und Mitteleuropa erreichte. Am Beispiel des von ihm geleiteten Krankenhauses schildert er die Auswirkungen des Wandels auf Patienten, Mitarbeiter und Anwohner. Das Buch vermittelt wissenschaftlich reflektierte Erfahrung. Die Lebendigkeit der Sprache und die Anschaulichkeit der Darstellung verraten den Hobby-Journalisten.
1985
ISBN: 978-3-88414-612-5
Hans Dieter Heun:
Pflegekinder im Heim
Eine Untersuchung über Anzahl, Ursachen und Auswirkungen abgebrochener Pflegeverhältnisse von Minderjährigen in hessischen Kinder- und Jugendheimen.
Erstveröffentlichung: 1984
Alexander Markus Homes:
Heimerziehung, Lebenshilfe oder Beugehaft?
Gewalt und Lust im Namen Gottes. Die in diesem Buch beschriebenen unmenschlichen Zustände legen Zeugnis dafür ab, dass die Schwarze Pädagogik immer noch Teile unseres Erziehungssystems beherrscht und nicht der Vergangenheit angehört. Sie wird oft noch unverhohlen und bewusst gegen Kinder und Jugendliche eingesetzt.
Hierbei spielt es überhaupt keine Rolle, ob die Täter und Täterinnen aus dem konfessionellen, privaten oder staatlichen Heimbereich oder aus dem familiären Umfeld kommen: Opfer sind auch weiterhin junge Menschen, die der psychischen und physischen Gewalt, Erniedrigung, Demütigung und den hiermit verbundenen Schmerzen, Trauer, Einsamkeit und traumatischen Erlebnissen der Schwarzen Pädagogik hilflos und wehrlos ausgesetzt sind.
Books on Demand, 1984
ISBN-10: 383344780X
ISBN-13: 978-3833447808
Erwin Jordan, Gitta Trauernicht, Hrsg.:
Ausreißer und Trebegänger
Grenzsituationen sozialpädagogischen Handelns.
Juventa München, 1981
ASIN: B004CFQUJO
Alice Miller:
Am Anfang war Erziehung
Im ersten Teil des Buches stellt Miller die »schwarze Pädagogik« dar. Damit bezeichnet sie die gewalttätigen Erziehungsmethoden, die im 18., 19. und weit bis ins 20. Jahrhundert hinein dominierten. Im zweiten Teil schildert die Autorin die Kindheiten einer Drogensüchtigen (Christiane F.), eines Diktators (Adolf Hitler) und eines Kindesmörders (Jürgen Bartsch). Durch diese Fallbeispiele, alle drei erschütternde Zeugnisse für die furchtbaren Folgen falscher Erziehung, verhilft Miller ihren Lesern über das intellektuelle Wissen hinaus zu einem emotionalen Wissen. Den dritten Teil widmet Miller dem Unterschied zwischen Schuldgefühlen und Trauer. Ihr Ziel besteht darin, beim Leser nicht primär Schuldgefühle zu wecken, sondern Trauer über das Geschehene auszulösen. Erst diese Trauer ermöglicht das Aufarbeiten der eigenen kindlichen Traumatisierung und durchbricht den Wiederholungszwang, die selbst erfahrene Kränkung an die nächste Generation weiterzugeben.
Miller sieht keinen Sinn darin, Appelle an die Eltern zu richten, ihre Kinder anders zu behandeln. Vielmehr will sie dem Kind im Erwachsenen klarmachen, was ihm in seiner Kindheit zugefügt worden ist. Das Erkennen der Demütigungen der eigenen Kindheit gilt ihr als wichtige »Voraussetzung des mitmenschlichen Fühlens und Verstehens«. Wer sich von den Leiden der eigenen Kindheit emotional distanziert, könne das Kind nicht verstehen.
Suhrkamp: 1983
ISBN-10: 3518374516
ISBN-13: 978-3518374511
Dagmar Scherf, Hrsg.:
Der liebe Gott sieht alles
Erfahrungen mit religiöser Erziehung
Über die destruktive Autorität der Kirche ist bislang -gerade was die subjektive Betroffenheit angeht- wenig veröffentlicht worden. Die hier zusammengetragenen authentischen Erfahrungsberichte sind Abrechnungen mit einer religiösen Erziehung größtenteils aus den dreißiger bis sechziger Jahren -einer Sozialisation, die jede Regung von Sinnlichkeit, Kreativität, kritischem Denken und Selbstbewußtsein bestrafte oder mißbrauchte- mit oft fatalen Folgen für das weitere Leben.
Fischer-TB.-Vlg.,Ffm, 1984
ISBN-10: 3596238447
ISBN-13: 978-3596238446
Dieter Sengling, Christian Schrapper, Norbert Neumann:
Die Idee der Bildbarkeit
100 Jahre sozialpädagogische Praxis in der Heilerziehungsanstalt Kalmenhof.
Man nannte sie Idioten, Schwachsinnige, Lernbehinderte. Man verwahrte, erzog und beschulte, man diagnostizierte und therapierte. Die Heimerziehung in der hessischen Anstalt Kalmenhof steht exemplarisch für die Geschichte sozialpädagogischer Praxis in Deutschland. Wie wurde die Lebenswirklichkeit der betreuten Kinder und Jugendlichen von den Gründern und Mitarbeitern des Kalmenhofs wahrgenommen, gedeutet und in fachliche Konzepte umgesetzt?
Wie reagierten die Betroffenen und welchen Preis mußten sie zahlen? Gegründet im Geiste sozial engagierter Frankfurter Großbürger sollte der Kalmenhof zu einem pädagogischen, mit ökonomisch geschulter Rationalität betriebenen Unternehmen werden. Auf dieser Basis entwickelte sich eine gut ausgestattete und effektiv arbeitende ‚Musteranstalt‘.
In den 20er Jahren erlebte die Heilpädagogik ihre erste große Blüte. Als Kehrseite differenzierter Diagnostik und Therapie wurde jedoch auch die Ausgrenzung der ‚Unheilbaren‘ und ‚Lebensunwerten‘ möglich. Verdrängt aus dem Bewußtsein der Nachkriegs- und Wirtschaftswundergesellschaft gerieten die Heimkinder erst mit der Heimkampagne für kurze Zeit in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Die Kritik wurde abgewehrt, aber auch aufgenommen.
Dieses Buch dokumentiert und interpretiert die Geschichte pädagogischen Geschehens vor Ort und eröffnet Zugänge zu zentralen Epochen deutscher Sozialpädagogik-Geschichte.
Juventa; Weinheim/München, 1988
ISBN 3-7799-0780-1
Elisabeth Trube-Becker:
Gewalt gegen das Kind
Vernachlässigung, Misshandlung, sexueller Missbrauch und Tötung von Kindern.
Zitate von E. Trube-Becker zum Thema:
„Es ist ein großer Blödsinn, zu glauben, Misshandlungen gebe es nur in der Unterschicht.“
„Diese Eltern aus den Villenvierteln treten weniger in Erscheinung, weil sie nicht so stark im Fokus der Jugendämter stehen und sich besser zu wehren wissen.“
„Heute gibt es vermeintlich mehr Fälle – weil glücklicherweise mehr erkannt wird.“
„Die wenigsten handeln in bewusster Tötungsabsicht, auch die sadistische Komponente spielt eine geringe Rolle.“
„Vielleicht ist es nicht so sehr eine Frage der Überforderung, sondern eine der Mentalität, ob man sich hinreißen lässt, ein Kind so zu verdreschen, dass es stirbt.“
Erstveröffentlichung: 1982
ISBN-10: 3783216818
ISBN-13: 978-3783216813