Literatur 2000 – 2014

Lutz Adler
Abgestempelt „Abartig“

„Ich habe dieses Buch geschrieben, Stellvertretend für all die hunderttausende stummen Schreie, die dieses Land und diese Gesellschaft selbst nach 44 Jahren nicht hören will.
Für Menschen, die selbst heut nicht mehr die Kraft und auch nicht mehr die Stimme haben, genau dies zu tun.
Die bis heut nicht den Platz im Statt eingenommen haben, der Ihnen zusteht, in Anerkennung und Würde.
Für all diejenigen, die mit all Ihren Behinderungen heut am Rand der Gesellchaft und in Armut in unserem Lande Ihr Leben meistern müssen.
Ich, ein ehemaliges Heimkind der DDR, verneige mich in Ehrfurcht und mit Stolz stellvertretend für dieses Land, das dies nicht kann, vor allen ehemaligen Insassen von Jugendwerkhöfen, Spezialkinderheimen und Heimen.
Es war kein Schicksal, es war Ziel und Absicht.“
Lutz Adler

Irmtraut Margarete Anstätt
Das Heim – Die Hölle
Mein Leben als Jugendliche in einem Heim der 1960er Jahre

n ihrer Biografie Missbraucht aber nicht zerbrochen berichtete Irmtraut Margarete Anstätt unter anderem über die Zeit, die sie ab Anfang der 1960er Jahre in einem kirchlichen Kinderheim verbrachte. In ihrem zweiten Buch Das Heim die Hölle geht sie auf diese Jahre nun detailliert ein. Die Tore zur Hölle schließen sich für Irmtraut Margarete Anstätt im Alter von elf Jahren. Und sie werden sich erst kurz vor ihrer Volljährigkeit wieder öffnen. Bei den kleinsten Verfehlungen werden die Mädchen verbal attackiert, verprügelt oder für Tage weggesperrt und von der Gruppe isoliert. Sie dienen als billiges Personal und müssen in der Landwirtschaft des Heims bis zum Umfallen schuften. Essensentzug gehört zur Normalität und auch sexueller Missbrauch bleibt nicht aus. Systematisch bläut man ihnen ein: »Ihr seid Menschen zweiter Klasse.« Eine Entschuldigung des Trägers ist bis heute ausgeblieben. Doch Irmtraut Margarete Anstätt hat das Trauma ihrer Kindheit und Jugendzeit bewältigt und bricht in ihrem Buch Das Heim die Hölle das Schweigen, auch um denjenigen, die das nicht schafften, eine Stimme zu verleihen.
Rombach, 2013
ISBN-10 : 3793050963
ISBN-13 : 978-3793050964

Irmtraut Margarete Anstätt
Missbraucht – aber nicht zerbrochen: Mein Weg aus einer traumatischen Kindheit
Irmtraut Margarete Anstätt hatte eine schreckliche Kindheit und Jugend, über die sie ausführlich in ihren Büchern Missbraucht – aber nicht zerbrochen sowie in Das Heim – die Hölle berichtet. Damals schwor sie sich: Wenn ich erwachsen bin, werde ich ein Pflegekind aufnehmen. Dass sie und ihr Mann im Lauf von 30 Jahren nicht einem, sondern schließlich 18 Pflegekindern ein Zuhause geben würden, konnte sie damals freilich noch nicht ahnen.
Welche Herausforderungen kommen auf Pflegeeltern zu? Wie bewältigt man die erste Zeit, wenn das Kind neu im Haus ist? Warum erzählen Pflegekinder »Lügengeschichten« über die Pflegeeltern?
Welche Steine kann einem der Gesetzgeber in den Weg legen? Diese und weitere Fragen beantwortet die Autorin, indem sie über ihr Leben mit den Pflegekindern berichtet. Sie erzählt von den glücklichen Momenten, etwa wenn ein Kind das erste Mal befreit lacht, aber auch von großer Trauer und Wut, wenn ein Pflegekind zu den leiblichen Eltern zurück muss.
Irmtraut Margarete Anstätt musste lernen, dass sie nur eine Mutter auf Zeit ist. Aber in der Zeit, die sie mit den traumatisierten Kindern verbringt, versucht sie alles, um diesen zu helfen. Ihr Ziel ist, dass sich mehr Menschen dazu entscheiden, ein Pflegekind aufzunehmen. Noch mehr Erfahrungen im Bereich Pflegekinder kann wohl fast niemand vorweisen.
Rombach, 2011
ISBN-10 : 3793050785
ISBN-13 : 978-3793050780

Monika Beer: Glücklich sieht anders aus…
Autobiografie

„1961 kam ich in München als uneheliches Kind einer Hauswirtschafterin und eines Soldaten zur Welt. Damals waren Frauen mit unehelichen Kindern noch verpönt, und das hat vielen Kindern -auch mir- eine sehr leidvolle Kindheit und Jugend beschert, die zuweilen einer schmerzhaften Odyssee durchs Leben glich. Jahre später suchte ich Ordnung in meinen Kopf zu bringen. Ich begann, meine traurige Reise durch eine dunkle Zeit niederzuschreiben. Von meiner Geburt bis zum 16. Lebensjahr. Ein Kinderheim in Leutkirch war nur eine bittere Station …“
Tredition, 2011
ISBN: 978-3-8424-2214-8

Matthias Bernad, Hans-Walter Schmuhl, Kerstin Stockhecke:
Endstation Freistatt. Fürsorgeerziehung in den v. Bodelschwinghschen Anstalten bis in die 1970er Jahre

Freistatt im Kreis Diepholz galt in den 1950er und 1960er Jahren als eine der härtesten Einrichtungen der Jugendfürsorgeerziehung in Deutschland. Der Band beleuchtet die Praxis der Fürsorgeerziehung in Freistatt mit einem Blick auch auf die Betheler Teilanstalt Eckardtsheim in der Senne und die Diakonissenanstalt Sarepta. Er untersucht die geschichtlichen Wurzeln und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der repressiven Erziehungsmethoden und deren Auswirkungen auf die Jugendlichen wie auch auf die Erzieher und Erzieherinnen. Er nimmt aber auch die Anfänge der grundlegenden Reform des Jugendhilfebereichs, die seit Ende der 1960er Jahre Gestalt annahm, in den Blick.
2009
ISBN: 978-3-89534-676-7

Wolfgang Bittner
Weg vom Fenster

Der Autor ist sich der komplexen und unlösbaren Schuldfrage durchaus bewusst. Das Buch eignet sich als Diskussionsgrundlage und kann ein Vermittler zwischen Heimkindern und sog. ’normalen‘ Jugendlichen sein.
Die Schatzkiste, 2001
ISBN: 3935284799

Rolf Cantzen, Hrsg.:
Ich bin hinter dir. Katholische Internatsgeschichten

Kontrolliert, gedemütigt, verprügelt, bestraft, sexuell missbraucht, zur Mittäterschaft gezwungen – das Erleben katholischer Internate wird in den hier gesammelten Texten ungeschützt erinnert. Die biografischen Reflexionen zeigen, wie in der „totalen Institution“ Internat Kontrolle, Hierarchie, Gewalt und sexueller Missbrauch ineinander greifen und eine spezielle Variante „schwarzer Pädagogik“ ausbilden. Der Zweifel an rigiden Glaubensvorschriften verbindet sich mit dem Gefühl, sündig und minderwertig zu sein. Die christliche Demutsforderung mündet in die systematische Demütigung der Zöglinge.
Die persönlichen Rückblicke machen deutlich:
Sexualisierte Gewalt in katholischen Internaten geschieht nicht zufällig durch psychopathische Einzeltäter. Sie wird begünstigt durch hierarchische Institutionen, durch christliche Ideologie und durch eine zur „Reinheit“ verpflichtete zölibatäre Männergemeinschaft.
Mit Beiträgen von Rolf Cantzen, Winfried Ponsens, Stefan T. Gruner, Paul Stänner, Thomas Roth, Walter Brüggen, Theo Keuters, Heiner Friese, Bernhard Brüggen, Godehard Pötter, Norbert Denef
2012
ISBN 978-3-86569-073-9

Jürgen Dehmers, Andreas Huckele
Wie laut soll ich denn noch schreien? Die Odenwaldschule und der sexuelle Missbrauch

Jürgen Dehmers ist das Alter Ego eines Autors, der als Schüler in den 80er Jahren die Odenwaldschule besuchte, dort eines der Opfer des Schulleiters Gerold Becker wurde und seit über einem Jahrzehnt Täter, Mitwisser, Schweiger und Vertuscher mit ihren Verbrechen konfrontiert. Jürgen Dehmers nutzt die Medien zur Anklage der Verantwortlichen, da durch das deutsche Rechtssystem wegen unzureichender Verjährungsfristen keine juristische Gerechtigkeit mehr geschaffen werden kann. Im Jahr 2010 gelang ihm die weitreichende Vernetzung der Betroffenen, und er wurde endlich von einer breiten Öffentlichkeit gehört.
Der Missbrauchsskandal an der Odenwaldschule hat die deutsche Öffentlichkeit in Atem gehalten. Dass ausgerechnet in einer pädagogischen Modellschule sexuelle Übergriffe stattgefunden haben, schockierte die Menschen − und viele wollten die schreckliche Wahrheit zuerst nicht glauben, weil die Ereignisse ihre Vorstellungskraft überstiegen.
Dazu sagt Jürgen Dehmers:
«Hört auf, euch etwas vorzustellen, hört uns endlich zu!»
Mittlerweile ist bekannt, dass über hundert Schüler Opfer des Missbrauchs wurden und mehr als ein Dutzend Lehrer und Erzieher zu den Tätern gehören. Mit Jürgen Dehmers berichtet der Initiator der Aufklärung persönlich von den Vorfällen. Dehmers gelang es bereits als jungem Mann, trotz massiver Traumatisierungen und ideologischer Gehirnwäsche ein Leben nach der Odenwaldschule zu finden und Distanz zwischen sich und den schrecklichen Erlebnissen zu schaffen.
Das Buch demaskiert die Täter und ihre Helfer, die schutzbefohlenen Kindern unheilbare Verletzungen zugefügt haben. Darüber hinaus gelingt es dem Autor, das «System Odenwaldschule» zu beleuchten und dem Leser die Hintergrundinformationen zu liefern, wie es dazu kommen konnte, dass der sexuelle Missbrauch von Kindern zum Alltag einer hochgelobten Reformschule gehörte, in der die Schule alles war und das einzelne Kind nichts. Ein Aufklärungskrimi, der spannend bleibt bis zum Schluss, obwohl die Täter ab der ersten Seite bekannt sind.
Rowohlt, 2011
ISBN-10: 3498013327
ISBN-13: 978-3498013325

Renan Demirkan
Der Mond, der Kühlschrank und ich

„Also, wenn Du mal ins Heim kommst, dann brauchst Du überhaupt keine Angst zu haben, denn jetzt weißt Du ja, wie es hier ist.“ Sabrina, 12 Jahre.
Am Anfang stand die Neugier der Schauspielerin und Autorin Renan Demirkan: Sie wollte mehr wissen über das Leben von Kindern und Jugendlichen in diesem Land, die nicht bei ihren Eltern, sondern in Heimen leben. So entstand die Idee, diese Kinder Texte über ihr Leben schreiben zu lassen, um ein Bild aus erster Hand zu erhalten. Das Ergebnis war überwältigend. Die Kinder und Jugendlichen benutzten die Gelegenheit, um in allen denkbaren Formen über ihren Alltag zwischen Schule und Heim, ihre Wünsche, ihre Eltern und Lehrer, ihre Erlebnisse in der Freizeit, über ihre Zukunftspläne und Ängste zu schreiben. Uns erreichten Gedichte, Rap-Texte, Erzählungen, Reportagen, Tagebuchtexte und Märchen – ein Buch aus tausend Facetten von 5-jährigen Kindern bis zu 17-jährigen Teenagern, das ein unerwartet differenziertes Bild einer Welt zeigt, die wir alle nicht genügend kennen: Heimkinder in Deutschland.
Erschütternde Berichte sind darunter und überraschend heitere, Anklagen gegen Vorurteile von außen und sehr genaue Beobachtungen über den Unterschied zwischen „normalen“ Familien und dem Gruppenleben im Heim.
„Und Ihr?“, schreibt ein Kind, „glaubt ihr immer noch, wir schlafen in großen Sälen und haben Gitter vor den Fenstern? Also dann erzähle ich Euch jetzt, wie das Leben in unserer Gruppe aussieht…“
„Renan Demirkan, geboren 1955 in Ankara, lebt seit ihrem 7. Lebensjahr in Deutschland. Seit 1980 arbeitet sie als Schauspielerin für Theater, Film und Fernsehen. Für ihre Arbeit erhielt sie unter andrem den Förderpreis NRW, den Grimme-Preis, die Goldene Kamera und das Bundesverdienstkreuz.
Kiepenheuer & Witsch, 2001
ISBN-10: 3462030108
ISBN-13: 978-3462030105

Josef Doll
Zwischen Verrücktwerden und Anpassen

So schreibe ich meine Erinnerungen nieder und versuche mit viel Lebenskraft als Heimkind, Irrer, Einsamer dieser Gesellschaft bewusst zu machen, wie man mich gedemütigt hat, ich aber gleichzeitig ein Leben lebe, mit dem ich zufrieden bin. Zudem möchte ich Menschen Mut machen, die ihr Leben als sinnlos empfinden, nicht aufzugeben, dieses Leben weiterzuleben. Sterben tust du von alleine, aber vielleicht hast du die Möglichkeit, Probleme, die dich beschäftigen, irgendwann zu verarbeiten. Vielleicht erkennst du auch, in unser immer fremder werdenden Welt, dass Leben schön sein kann. Wundert euch nicht, wenn ich euch mit einem Lächeln begegne.
München, 2001

Jürgen Eilert
Psychologie der Menschenrechte: Menschenrechtsverletzungen im deutschen Heimsystem (1945-1973)

Menschenrechtsverletzungen in deutschen Erziehungsheimen nach 1945 waren einerseits durch die Auslieferung von Kindern und Jugendlichen an die totale Institution »Kinderheim« bedingt, anderseits durch implizite eugenische und rassenhygienische Traditionen: »Verwahrloste« wurden auch nach 1945 als Menschen zweiter Klasse kodiert.
Dies zeigt sich auch in habituellen und personellen Kontinuitäten zu NS-Jugendkonzentrationslagern und zum »Polen-Jugendverwahrlager Litzmannstadt« (slawische Jugendliche galten den NS-Besatzern vor 1945 a priori als »verwahrlost«). Den dabei wirksamen und kulturgeschichtlich breit nachweisbaren holistischen Deutungsschemata liegen evolutionäre Adaptationen zugrunde.
Auf deren Grundlage können Interaktionen, Organisationen, gesellschaftliche Funktionssysteme und ganze Gesellschaften im Sinne menschenverachtender Praktiken rekodiert werden, ohne dass dieser Entmenschlichungsprozess an eine spezifische (z.B. NS-)Weltanschauung gebunden sein muss.
Unipress, 2011
ISBN-10: 3899719026
ISBN-13: 978-3899719024

Klaus Esser:
Zwischen Albtraum und Dankbarkeit:
Ehemalige Heimkinder kommen zu Wort

Die Vorwürfe ehemaliger Heimkinder über ihre Zeit in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe beschäftigen zurzeit die öffentliche Diskussion. Das Buch lässt ehemalige Heimkinder über ihre Kindheit und Jugendzeit in Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe zwischen 1945 und 2008 zu Wort kommen.
Wie bewerten sie ihre Kindheit und Jugendzeit? Was wurde als fördernd oder belastend empfunden und wie bewerten sie ihr heutiges Leben?
Darüber hinaus werden im Buch die Theorie der stationären Erziehungshilfe, Aspekte der historischen Entwicklung der Heimerziehung und Erkenntnisse der Bindungsforschung dargestellt. Nach dem großen Interview- und Ergebnisteil beschließt ein Ausblick zur Aufarbeitung und Prävention das Buch.
Lambertus-Verlag, 2011
ISBN-10: 3784120407
ISBN-13: 978-3784120409

Eva Gehltomholt, Sabine Hering
Das verwahrloste Mädchen

Das Augenmerk dieses Buches liegt einerseits auf den Umständen, welche zur Einweisung der Mädchen geführt haben, also bei den diagnostischen Merkmalen, welche die Anordnung einer Fürsorgeerziehung oder Maßnamen Freiwilliger Erziehungshilfe nach sich zogen, wobei der Begriff der Verwahrlosung eine besondere Rolle spielt.
Zum anderen geht es um die Durchführung der Ersatzerziehung selber und zwar mit Blick auf die spezifischen pädagogischen Ziele, in denen sich vor der Reform der Heimerziehung das damals vorherrschende Weiblichkeitsbild in der Erziehung der Mädchen niedergeschlagen hat bzw. niederschlagen sollte.
2006
ISBN: 3-86649-037-2

Harry Graeber
Misshandelte Zukunft

14 Jahre im Heim: „All you need is love“… Teilweise glaubt man die Wut und Verzweiflung des Buben noch heute spüren zu können, manchmal bleibt einem der bittere, schwarze Sarkasmus im Halse stecken. (Mittelbayerische Zeitung) Der Autor beschreibt interessant und überraschend eine schwere Kindheit in den Heimen des Nachkriegsdeutschland. Die Beschreibungen des Autors aus dem grausamen Heimalltag -nach dem Motto fressen oder gefressen werden -fesseln, erschüttern und lassen den Leser nicht mehr so schnell los. Dieses Buch zu lesen ist ein Genuss von der ersten bis zur letzten Zeile.
ISBN: 3-937624-61-9

Simone Gschwind:
Heimkinder und ihre Beziehungen

Wie gestalten Heimkinder die Beziehung zu den BetreuerInnen?
Wie gehen sie mit Fluktuation der Betreuungspersonen um?
Im Zentrum dieser Arbeit stehen Heimkinder und ihre Beziehungen. Wie gestalten und bewerten sie die Beziehungen zu den Betreuerinnen und Betreuern?
Welches sind Faktoren, die die Beziehungsarbeit beeinflussen? Was kann die Institution Heim dazu beitragen? Wie gehen Heimkinder mit der Fluktuation der Betreuungspersonen um? Wie erleben sie die Personalwechsel?
Um diesen Fragen nachzugehen, wurden drei Themenschwerpunkte theoretisch aufgearbeitet: die Institution Heim, die Bedeutung von Beziehungen und Fluktuation in pädagogischen Institutionen und ihre Folgen. Ansatzpunkt dieser qualitativen Untersuchung war die subjektive Sinngebung der Kinder und Jugendlichen, die durch sechs narrative Interviews ermittelt wurde.
Die Resultate dieser Analyse belegen u.a. die Bedeutsamkeit der institutionellen Strukturen und der Professionalität der Betreuungspersonen. Es wird aber auch aufgezeigt, welche entscheidenden Punkte erfüllt sein müssen, damit Heimkinder Vertrauen aufbauen, sich zugehörig und akzeptiert fühlen und Bindungen eingehen können.
VDM Verlag Dr. Müller, 2008
ISBN/EAN: 978-3-639-09271-4

Helea Hammerschmitt
Das Zeitenkind

Der Erstlingsroman von Helea Hammerschmitt erzählt die wahre und spannende  Geschichte eines Mädchens, deren Eltern sich mit Arbeit vor dem Leben verkrochen haben.
Immer entsorgt und allein, und ständig auf der Suche nach Gemeinschaft und lebendiger Wärme, führt ihre Suche schließlich auf direktem Weg in die Kriminalität.
Dieses Buch veranschaulicht sehr deutlich Denken und Fühlen verhaltensauffälliger Kinder und Jugendlicher. Ein lesenswertes Buch für Eltern,  Lehrer,  Jugendliche, Richter und Vorschnellurteiler. Es sensibilisiert anschaulich die größte Ausbildungslücke für den mündigen Bürger – die Kommunikation mit seinen Kindern.
Die Autorin veröffentlicht auf ihrer Homepage unter „Dampkesselchen“ regelmäßig kleine Prosastücke zum „Dampfablassen“… lesenswert!
2009
ISBN: 978-3-00-030836-9

Hedwig Herrath Beckmann
HILIFI Gottes vermaledeite Brut

Wie wird man mit dem Leben fertig, wenn man als Kind administrativ verschleppt und in einem Kloster von katholischen Nonnen aufs Perverseste misshandelt und gedemütigt wurde?
Dem nicht genug, danach unter Androhung wieder dorthin zurück zu müssen und von der Tante – wohl bemerkt als Mädchen – missbraucht zu werden.
United P. C., 2013
ISBN-10: 3850409716
ISBN-13: 978-3850409711

Alexander Markus Homes
Prügel vom lieben Gott. Eine Heimbiografie

Anfang der 1960er Jahre wird Alexander Markus Homes als Kleinkind ins Heim gesteckt. 1981 erscheint Prügel vom lieben Gott als eines der ersten autobiographischen Bücher eines „Heimkinds“. Darin verarbeitet Homes in literarischer Form seine Erlebnisse und schildert sehr authentisch die Gefühlswelt eines Jungen, der in einer von Nonnen geführten „Verwahranstalt“ aufwächst.
Homes Erinnerungen sind ein ergreifendes Dokument der dort vorherrschenden Atmosphäre von Gewalt, Angst, Demütigung
und Gehorsam.
In der anhaltenden Debatte über kirchliche Heimerziehung, Gewalt und Missbrauch kann vom lieben Gott als Beleg dafür gelten, dass kirchliche Vorgesetzte und staatliche Aufsichtsbehörden schon vor 30 Jahren über die Zustände in den Heimen hätten Bescheid wissen und Konsequenzen ziehen können.
Alibri Verlag, 2014
ISBN 978-3-86569-023-4

Arthur Honegger
Die Fertigmacher

Der große, aufwühlende Erstlingsroman von Arthur Honegger führt die Leser hinter die Mauern von Erziehungsanstalten, dorthin, wo noch vor weniger als einem halben Jahrhundert Zwang, Repression, Einschüchterung und Gewalt die täglichen Begleiter junger Zöglinge waren. Arthur Honeggers berühmt gewordener Erstlingsroman hat mehr als zehn Auflagen erlebt und ist in die jüngere Schweizer Literaturgeschichte eingegangen.
2005
ISBN: 3719313549

Daniel Hopkins
Biografie des Künstlers Norbert Henze

Und Sirius hat es gesehen – Vom Leben vergewaltigt
Als Baby von den Eltern getrennt und im Kinderheim zur Zwangsarbeit verdonnert. Im Kindesalter immer wieder gepeinigt und sexuell missbraucht.
Als Teenager heimatlos und als Erwachsener zwischen Straßenstrich und Knast auf der Suche nach Liebe. Wie groß stehen die Chancen für einen Menschen, dem solche Grausamkeiten widerfahren sind, sich erfolgreich in die Gesellschaft einzufügen? Der Künstler Norbert Henze ging genau diesen Leidensweg.
Seine Biografie gibt uns einen tiefen Einblick in seine geschundene Seele und seine verhängnisvollen Erlebnisse der vergangenen Jahrzehnte.
Einziger Lichtblick für Norbert Henze war sein ständiger Wegbegleiter:
Sirius. Dieser hellste Stern des Firmaments war es auch, der den Lebenskünstler dazu ermutigte, seine Geschichte zu veröffentlichen.
Eine Geschichte voller Verzweiflung, Hoffnung und Liebe.
PRovoke Media, 2013
ISBN-10: 300040502X
ISBN-13: 978-3000405020

Volkmar Jenig
…muss ich verzeihen?

Der Titel sagt schon alles, „…muss ich verzeihen?“ denen die durch ihr handeln meine Kindheit und Jugend zerstört haben. Ich weiß keine Antwort, vielleicht kann ich eine geben wenn ich mir alles von der Seele geschrieben habe, was ich in den Jahren zwischen 1960 bis 1970 in den staatlichen Zwangsumerziehungseinrichtungen der DDR erleben musste, mir angetan worden ist. Wie kann man es erklären, dass nach so vielen Jahren ich mich noch sehr genau an viele Einzelheiten erinnern kann. Nicht das ich erst nachdenken muss, nein! Sie sind einfach da als wenn es erst gestern gewesen wäre. Ebenso werde ich jetzt nicht sagen können, werde ich in der Lage sein, alles das was ich erlebte, niederschreiben zu können, hängen doch viele Emotionen daran denen man sich erst stellen muss. Doch möchte man seine Vergangenheit aufarbeiten. Endlich abschließen. Kann man das überhaupt? Man spricht zwar über seine Vergangenheit, in Bruchstücken. Um frei Reden zu können über seine Vergangenheit fehlt oftmals der nötigen Mut. Man betrachte es wie man will, für einen mag es Mut, für andere Überwindung sein. Letzteres trifft auf mich zu, daher die vielen und langen Pausen die erforderlich waren um diese Zeilen zu schreiben. Immer wieder kam es dabei zu unfreiwilligen Pausen, da die Emotionen bei bestimmten Lebensabschnitten auch heute, nach so vielen Jahren immer noch deutlich im Kopf vorhanden sind und nur darauf warten das man sie wieder aktiviert. Leider hat diese Art von Aktivierung auch ihre Nachteile, das sind die Pausen. Lange Zeit habe ich in den staatlichen Einrichtungen zubringen müssen, jedoch nie freiwillig. Es gab Menschen die es freiwillig taten, da es ihn in Heimen und Jugendwerkhöfen und mögen sie noch so schlimm gewesen sein, immer noch besser erging wie im Elternhaus. Ich gehöre nicht dazu. Auch wenn die „Götter in Weiß“ der Meinung waren. „Das Kind muss in ein Kinderheim, die Mutter ist nicht in der Lage das Kind zu erziehen.“ Der Jugendhilfe kam das Urteil der „Götter in Weiß“ recht und wurde wohlwollend aufgenommen. Die Jugendhilfe war nicht nur der Meinung zu meiner Person, sondern der gleichen Meinung auch bei meinen Geschwistern. Mit dem Urteil der „Götter in Weiß“ begann das Mysterium der Zwangsumerziehung der Jugendhilfe. Geprägt durch den Aufenthalt im Normalkinderheim, verschiedenen Spezialkinderheimen und einem Jugendwerkhof. Das Mysterium dauerte vom 24.02.1962 bis zum 28.02.1970 an. Acht Jahre in denen ich nicht nur gedemütigt, geschlagen, misshandelt und missbraucht worden bin, sondern sie prägten mich. Prägten mich als Mensch, wenn auch nicht im Sinne der Jugendhilfe der DDR, sie öffneten mir die Augen. Jeden Tag, den ich in diesen Erziehungseinrichtungen verbringen musste, habe ich das System besser verstanden und mich dagegen gewehrt. Heute als 63jähriger, 47 Jahre nach dem Versuch der Zwangsumerziehung, muss ich feststellen, dass die Gesellschaft aus der Vergangenheit nichts gelernt hat. Warum geschieht dann heute gleiches Leid? Heut ist es nicht die Jugendhilfe / Heimerziehung, sondern teilweise private, öffentliche und kirchliche Einrichtungen und Träger. Lernt man nicht aus der Vergangenheit. Wohl eher nicht! Die Schreie von 1962 kann man auch 2017 hören.
2017
Volkmar Jenig

Manfred Kappeler:
Anvertraut und ausgeliefert

Sexuelle Gewalt in pädagogischen Einrichtungen.
Die Berichte über Fälle sexueller Gewalt am katholischen Canisius-Kolleg in Berlin und an der reformpädagogischen Odenwald-Schule in Hessen haben ganz Deutschland aufgerüttelt. Manfred Kappeler, Sozialpädagoge und Erziehungswissenschaftler, fragt in diesem Buch nach den Gründen für solche Taten und beleuchtet die gesellschaftlichen Zusammenhänge, in denen sie begangen und über lange Zeit vertuscht wurden. Und er gibt Antwort auf die drängende Frage, was getan werden muss, damit Mädchen und Jungen in Zukunft nicht wieder Opfer von sexueller Gewalt werden.
Manfred Kappeler war zunächst 25 Jahre als Sozialpädagoge in der Heimerziehung, der Offenen Jugendarbeit und der Drogenarbeit tätig. Er absolvierte eine berufsbegleitende Ausbildung zum Psychotherapeuten für Kinder und Jugendliche und studierte Erziehungswissenschaft.
Von 1989 bis 2005 war er Professor für Erziehungswissenschaft / Sozialpädagogik an der TU Berlin. Er ist u. a. Mitglied der im Frühjahr 2010 gebildeten Expertenkommission zur sexuellen Gewalt in pädagogischen Einrichtungen und Sachverständiger im Petitionsausschuss des deutschen Bundestages zur Aufklärung der Geschichte der Heimerziehung der 40er bis 70er-Jahre in der Bundesrepublik.
Ein hochaktueller Beitrag zu einer brisanten gesellschaftlichen Problematik. Geschrieben von einem der führenden Experten im Bereich Heimerziehung und Sozialpädagogik.
Legt dar, wie Kinder und Heranwachsende in Zukunft besser geschützt werden können.
2010
ISBN: 978-3-89479-626-6

Pola Kinski
Kindermund. Autobiografie einer zerstörten Kindheit

Pola Kinski ist drei Jahre alt, als sich ihre Eltern scheiden lassen. Sie ist das erste Kind von Klaus Kinski, einem aufstrebenden Schauspieler, damals, Mitte der fünfziger Jahre. Nach der Scheidung lebt das Kind bei Mutter und Großvater in München; seinen Vater sieht es nur selten. Alles ändert sich, als Kinski in Fernsehen und Kino der Durchbruch gelingt. Er holt seine Tochter bei jeder Gelegenheit zu sich nach Berlin und später nach Rom, lässt sie zu den wechselnden Drehorten nachreisen. Pola erlebt die Tobsuchtsanfälle und die Verschwendungssucht ihres Vaters: Er brüllt auf sie ein und überhäuft sie mit Geschenken und Geld. Was sie sich sehnlichst wünscht, die Liebe und Geborgenheit der Eltern, versagen ihr Mutter wie Vater. Die Zuwendung der einen gilt bald nur mehr dem neuen Mann und zweiten Kind. Der andere macht die eigene Tochter über Jahre zu seiner Kindfrau.
Kindermund ist Pola Kinskis Autobiografie ihrer Kindheit und Jugend. Sie erzählt, wie es war, die Tochter des Enfant terrible des deutschen Films zu sein, und sie rechnet ab, so unsentimental wie schonungslos: mit einem, für den es als selbstverständlich galt, sich über alle Grenzen hinwegzusetzen und der es skrupellos in Kauf nahm, das Leben des eigenen Kindes zu zerstören.
Suhrkamp / Insel, 2013
ISBN: 978-3-458-17571-1

Margret Kraul, Dirk Schumann, Rebecca Eulzer, Anne Kirchberg
Zwischen Verwahrung und Förderung. Heimerziehung in Niedersachsen 1949-1975

Die Heimerziehung in der frühen Bundesrepublik ist in die Schlagzeilen geraten. In dieser Studie wird vor dem Hintergrund damaliger  Erziehungsvorstellungen sowie der rechtlichen Rahmenbedingungen am Beispiel Niedersachsens gezeigt, unter welchen Bedingungen Kinder und Jugendliche in Heimen lebten und erzogen wurden und wie sich die in den 50er und 60er Jahren vorrangig verwahrende Erziehung wandelte.
2012.
ISBN 978-3-86388-014-9

Kuno Kruse:
Der Mann, der sein Gedächtnis verlor

Er saß eines Tages auf einer Bank in Hamburg und wusste nicht, wo er war. Und auch nicht, wer er war.
Jonathan Overfeld ist sein Leben entfallen wie anderen eine Telefonnummer. Fugue, so nennen Psychiater diese durch Furcht ausgelöste Form der Amnesie. Gemeinsam mit dem Journalisten Kuno Kruse begibt er sich auf die Suche nach seiner Vergangenheit.
Jonathan Overfeld kann rechnen, schreiben, liest die Wirtschaftsseiten der Zeitung. Am Klavier spielt er Mahlers 3. Sinfonie aus dem Kopf. Aber er betritt seine eigene Wohnung wie die eines Fremden und sagt: So kann man doch nicht leben. Er ist allein, weil er kein Gesicht mehr erkennt, nicht einmal das seiner Freundin. Menschen mit Fugue reisen wie Schlafwandler von einer Stadt in die andere und wissen nicht, warum, woher sie kommen und wohin sie wollen. Um so einer Wirklichkeit zu entfliehen, die zur Bedrohung wurde. Die Spur der Angst führt Jonathan Overfeld und Kuno Kruse über Zockerbuden des Berliner Rotlichts zurück zu einer geschändeten Jugend in christlicher Obhut.
2010
ISBN: 978-3-455-50159-9

Carola Kuhlmann
„So erzieht man keinen Menschen!“ Lebens- und Berufserinnerungen aus der Heimerziehung der 50er und 60er Jahre

Heimerziehung in Deutschland zwischen 1950 und 1970: In Form von qualitativen Interviews werden die Lebenserinnerungen von Kindern und Jugendlichen sowie die Berufserinnerungen ehemaliger Mitarbeiterinnen der Heimerziehung lebendig gemacht, analytisch ausgewertet und miteinander verglichen. Damit versteht sich diese Studie als ein Beitrag zur Debatte um die Wertung und Bewertung der Heimerziehung der frühen Jahre der Bundesrepublik: Trifft die Kennzeichnung als eine Phase systematischer Misshandlung zu oder muss hier differenziert werden?
VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2008
ISBN-10: 3531158147
ISBN-13: 978-3531158143

Siegfried Massat
Mein Leben – ein Leben?! – So war ich
Eines späten Nachmittags war es stickig heiß. Die Sonne verbarg sich hinter Gewitterwolken, aber es wollte nicht regnen. Bleiern und feucht hing die Hitze über dem Heimkomplex und den daran anschließenden Wäldern. Die Kleidung klebte an unseren Körpern. Mir war es egal, denn im Augenblick war ich glücklich. Ich konnte mit Doris zusammen sein. Wir lagen zusammen am Aubach, schauten uns an und streichelten uns gegenseitig. Wir waren beide vierzehn Jahre alt und liebten uns. Und dann kam es, das Gewitter. Aber es regnete nicht. Das Gewitter, das über uns hereinbrach, kam in der Gestalt des Pfarrers Drangsal und es hagelte nur so auf uns nieder. Seine Schläge prasselten auf mich herab. Er schlug mit einer fingerdicken biegsamen Rute auf mich ein, und als ich aufsprang, schleuderte mich ein Faustschlag zu Boden, als ob mich Thors Hammer getroffen hätte. Aber es war nicht der Abgesandte Wotans, sondern der Abgesandte Gottes, der seinen Stellvertreter Pfarrer Drangsal als Wächter der moralischen Ordnung zu uns gesandt hatte. Dieser Wächter von Sitte und Anstand schlug nun mit der Rute auch auf Doris ein. Ich sprang auf, wollte sie schützen, wollte ihr helfen. Was hatten wir getan? Wir hatten uns lieb, hatten uns nur angesehen, uns gestreichelt. Ich stellte mich vor sie, aber ein erneuter Faustschlag ließ mich besinnungslos zu Boden gehen. Ich war zu schwach, ein solches Gewitter konnte ich nicht aufhalten, es war ja ein von Gott gesandtes Gewitter. In diesem Moment verstand ich Gott nicht mehr.
Engelsdorfer Verlag, 2012
ISBN-10: 3862689867
ISBN-13: 978-3862689866

Siegfried Massat
Mein Leben – ein Leben?! – Das war ich auch
Ich kann nur immer wieder darauf hinweisen: Es gibt nichts Schlimmeres, als sich selbst seiner Freiheit zu berauben. In Unfreiheit leben zu müssen, in dem Gewaltsystem der Gefangenschaft leben zu müssen, ist nicht nur eine körperliche Bestrafung, nein, die geistige Bestrafung ist die viel schlimmere. Die sich einstellende Entmündigung, die permanente Willkür, die, täglich ausgeübt, kaum noch spürbar ist. Der sich einnistende Virus des »Ich kann ja eh nichts ändern«, dieses tägliche belogen werden und das sich damit abfinden. Ich muss dies zwischendurch immer wieder einmal zum Ausdruck bringen. Nicht dass der Eindruck entsteht, dass die Trauer, die Einsamkeit, der Zorn über erlittene Unbill, die Demütigungen und die Erniedrigungen gar nicht so schlimm waren, denn sonst wäre ich ja nicht immer wieder ins Gefängnis gekommen. Trotzdem nahm ich das Risiko der Verhaftung immer wieder in Kauf, holte mir bei meinen Taten meine »Streicheleinheiten«, meine Bestätigung, ich war zwar auf der falschen Seite, aber da war ich einer, war der Siggi, und ich war gut in meinem Job. Über dieses Rätsel, das ich bis heute nicht vollständig lösen konnte, kam ich schon so manches Mal ins Grübeln und ich fragte mich: Was war oder bin ich für ein Mann? Ein Mann, der andere ihres Besitzes beraubt und der trotzdem von sich sagt, dass er ein ganz normales Leben führt. Ein Mann, der über ein Drittel seines Lebens im Gefängnis verbrachte und sich selbst als einen völlig normalen Familienvater ansieht. In der Einstellung vielleicht, im Wunschdenken vielleicht, aber im wirklichen Leben, in der Realität muss ich verneinen. Kein »normaler« Mann überfällt zum Beispiel eine Bank.
Engelsdorfer Verlag, 2012
ISBN-10: 3954880601
ISBN-13: 978-3954880607

Siegfried Massat
Mein Leben – ein Leben?! – So war ich – so bin ich

Auf einmal sah ich mein Zimmermannsbeil, es war in Brigittes Hand und diese hing seitlich an ihren Körper herab, aber ich sah auch, dass dieses Zimmermannsbeil voller Blut war. Wieso hatte meine Ehefrau mein Zimmermannsbeil? Allerdings hatte ich das Beil nie gebraucht und schon lange lag es ungenutzt im Keller. Es lag auch sonst allerhand ungenutztes Zeug bei mir im Keller. So wie jetzt kannte ich mein Beil allerdings nicht, und ungenutzt war es auch nicht mehr. Es war voller Blut und erst vor kurzer Zeit benutzt worden. Und dann sah ich noch etwas, ich sah es mehr aus den Augenwinkeln. Da war ein Paar Füße. Und an diesen Füßen befanden sich Schuhe. Und diese Schuhe kannte ich auch, sie gehörten meiner Geliebten, mit der ich seit etwa zwei Jahren ein Verhältnis hatte. Ich ging auf meine Ehefrau zu und nahm ihr das Zimmermannsbeil aus der Hand. Sie reagierte noch immer nicht, ich hatte den Eindruck, sie schaute durch mich hindurch. Es war eine unwirkliche Szene, das reinste Horrorszenario, ein Schreckensbild, wie Stephen King es nicht besser hätte beschreiben können. Sah ich Trugbilder? War ich durch den Kokaingebrauch verrückt geworden? Spielte mir meine Fantasie einen Streich? Nein, nichts von alledem stimmte. Es war alles real, alles war wirklich da, die Bilder waren echt, alles war echt, auch die Leiche meiner Geliebten. Zwischenzeitlich war ich an meiner Ehefrau vorbeigegangen zu den Füßen, zu den Beinen. Und da lag meine Geliebte, die Beine auf dem Waldweg und der Körper unter dem Baum, dessen Zweige wie ich meinte die Haare meiner Ehefrau streichelten. Nachdem ich meine tote Geliebte betrachtet hatte, richtete ich mich wieder auf. Nun war auch mein Kopf leer …
Engelsdorfer Verlag, 2013
ISBN-10: 3954884585
ISBN-13: 978-3954884582

Bastian Obermaier, Rainer Stadler
Bruder, was hast du getan? Die Täter, die Opfer, das Sytem

Der Missbrauch hatte System. Im Frühjahr 2010 wurde bekannt, dass geistliche Erzieher am Kloster Ettal ihnen anvertraute Internatsschüler über Jahrzehnte seelisch wie körperlich misshandelt und sexuell missbraucht hatten.
Die Mönche kündigten an, alle Fälle gnadenlos aufzuklären. Wie sieht die Wahrheit aus? In ihrer Dimension stellten die Berichte über die bayerische Benediktinerabtei einen traurigen Höhepunkt unter all den Schreckensnachrichten aus konfessionellen Erziehungseinrichtungen dar, die an die Öffentlichkeit gedrungen sind.
Wie konnte es geschehen, dass sich ein scheinbar so gottesfürchtiges Idyll vor der malerischen Kulisse der Alpen für so viele Kinder und Jugendliche als Ort des Grauens entpuppte?
Bastian Obermayer und Rainer Stadler haben mit mehr als 50 ehemaligen Schülern gesprochen, die teilweise bis heute unter dem Trauma ihrer Schulzeit leiden. Sie trafen Eltern, Lehrer und Erzieher, die Verantwortlichen des Klosters, Psychologen, Theologen und Sozialwissenschaftler.
Sie suchten die Tatorte auf und sichteten unzählige Dokumente aus dieser Zeit. Die Bruchstücke fügen sich zu einem Bild zusammen, das allen reflexartigen Erklärungsversuchen für die damaligen Vorfälle widerspricht.
Denn verantwortlich sind nicht – wie von der Klosterleitung wiederholt behauptet – vom rechten Weg abgekommene Einzeltäter; vielmehr hatten Gewalt und Missbrauch am Kloster Ettal System.
Kiepenheuer & Witsch, 2011
ISBN-13: 9783462043402
ISBN-10: 3462043404

Geoffrey Robertson
Angeklagt: Der Papst. Die Verantwortlichkeit des Vatikans für Menschenrechtsverletzungen

Deutsche Erstausgabe von „The Case of the Pope“, das brisante Buch des
prominenten britischen Kronanwalts und international tätigen Anwalts für Menschenrechte, Geoffrey Robertson.
Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurden, konservativ geschätzt,
mehr als 100.000 Kinder, hauptsächlich Jungen, von katholischen Priestern vergewaltigt oder sexuell misshandelt – ohne dass sie dafür zur Rechenschaft gezogen wurden.
Für den Autor – er wurde 2008 in den Internal Justice Council der Vereinten Nationen gewählt – ein Skandal:
„Ich war empört darüber, dass das nicht als grausames Menschenrechtsverbrechen behandelt und der Vatikan nicht verurteilt wurde wegen der Strategien, mit denen diese Verbrechen aktiv vertuscht wurden.
Ich hege keine Feindseligkeiten gegen die katholische Kirche oder eine bestimmte säkulare Richtung – viele meiner Freunde sind Katholiken.
Aber die Täter kamen ungestraft davon mit dem „Seelenmord“, der für viele Menschen die Folge davon ist, dass sie in jungen Jahren von Priestern vergewaltigt wurden. Deshalb habe ich das Buch geschrieben.“
Gabriele-Verlag, 2010
ISBN 978-3-89201-334-1

Resi Röder:
Weihrauch und Bohnerwachs. Eine Jugend als Heimkind

Mit Zwölf abgeschoben ins Heim – Resi Röder erzählt die wahre Geschichte ihrer Kindheit. Der Alltag wird geprägt durch Arbeit, Schläge, Demütigung, Falschheit, Frömmelei und unsinnige Regeln oder Lieblosigkeit. Eingesperrt, ausgebeutet, gedemütigt ist das Heimkind der Willkür und Vorlieben von Betreuern, Behörden oder Erzieherinnen ausgeliefert. Sie durchlebt eine Jugend voller Angst und Drangsal. Doch Resi hält durch-mit dem festen Willen, eines Tages ein freier Mensch zu sein … Ein wahrer, erschütternder und zugleich spannender Bericht.
2009
ISBN: 978-3-89688-381-0

Anja Röhl
Die Frau meines Vaters. Erinnerungen an Ulrike Meinhof

Als Tochter aus erster Ehe Klaus Rainer Röhls lernt Anja im Alter von fünf Jahren die neue Freundin und spätere Frau ihres Vaters kennen:
Es ist Ulrike Meinhof.
Es entsteht eine unerwartet intensive Beziehung, die über Jahre anhält, auch  als Ulrike Meinhof in Isolationshaft in Köln-Ossendorf und später in Stammheim einsitzt.
Anja Röhl besucht sie im Gefängnis, erhält von ihr Briefe. Ihr Buch ist ein eindrucksvoller Beitrag für einen neuen Blickwinkel auf Ulrike Meinhof.
Edition Nautilus – Verlag Lutz Schulenburg, 2013
ISBN 978-3-89401-771-2

Marc Schmid
Psychische Gesundheit von Heimkindern. Eine Studie zur Prävalenz psychischer Störungen in der stationären Jugenhilfe

Der Band untersucht die psychische Gesundheit und die kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung von Heranwachsenden in der stationären Jugendhilfe. Der Band untersucht die psychische Gesundheit und die kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung von Heranwachsenden in der stationären Jugendhilfe.
Kinder und Jugendliche aus der stationären Jugendhilfe sind häufig extremen und kumulierten psychosozialen Risikofaktoren ausgesetzt. Dennoch gibt es kaum wissenschaftliche Studien, die sich mit der psychischen Belastung von Heimkindern auseinandersetzen.
Der vorliegende Band untersucht die psychische Gesundheit und die kinder- und jugendpsychiatrische/-psychotherapeutische Versorgung dieser Hochrisikopopulation. Es handelt sich um eine der größten europäischen Studien zu dieser Fragestellung. Die Ergebnisse zeigen eine sehr große psychische Belastung der Kinder aus der stationären Jugendhilfe: 60 % der untersuchten Kinder und Jugendlichen erfüllen die Diagnosekriterien für eine kinder- und jugendpsychiatrische Störung, wobei sehr viele Kinder komplexe, schwer zu behandelnde Störungsbilder aufweisen.
Im Theorieteil wird ein ausführlicher Literaturüberblick über die Prävalenz psychischer Störungen in der Jugendhilfe, zu den Risikofaktoren psychischer Störungen und zum Verhältnis zwischen Kinder- und Jugendpsychiatrie und stationärer Jugendhilfe gegeben. Die Ergebnisse werden mit Perspektive auf die Jugendhilfepolitik, die pädagogische Konzeptentwicklung und die Kooperation zwischen Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie und Jugendhilfe ausführlich diskutiert.
Beltz Juventa, 2007
ISBN-10: 3779916940
ISBN-13: 978-3779916949

Hans-Walter Schmuhl, Ulrike Winkler Hrsg.
Als wären wir zur Strafe hier. Gewalt gegen Menschen mit geistiger Behinderung.

Der Wittekindshof in den 1950er und 1960er Jahren
Die Debatte um die Gewalt in der Heimerziehung ist noch nicht beendet. Mittlerweile sind auch Heime für Menschen mit Behinderungen in die öffentliche Kritik geraten. Mit der Diakonischen Stiftung Wittekindshof bei Bad Oeynhausen geht nun erstmals eine Einrichtung für Menschen mit geistigen Behinderungen den Vorfällen in ihren Häusern nach. Interviews mit Betroffenen und ehemaligen Beschäftigten sowie bislang unausgewertetes Archivmaterial werden im Kontext der Disability History miteinander verknüpft, ausgewertet und analysiert. Beschrieben wird eine Anstaltswelt, in der Demütigungen, Schläge, Isolierungen und Medikamentengaben jahrelang probate „Erziehungsmittel“ waren.
Verlag für Regionalgeschichte, 2011
ISBN-10: 3895348996
ISBN-13: 978-3895348990

Prof. Dr. Horst Schreiber;
heim@tlos

In diesem Jahrbuch hat Univ. Doz. Prof. Dr. Horst Schreiber eine wissenschaftliche Arbeit geschrieben, welche die damalige Situation rund um die Erziehungsheime und deren spätere Auswirkung, aufzeigt Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, beschreibt dieser Wissenschaftler den politischen und den klerikalen Hintergrund.
2010

Horst Schreiber:
Im Namen der Ordnung – Heimerziehung in Tirol

Horst Schreiber hat mit vielen ehemaligen Zöglingen aus Tiroler Heimen lebensgeschichtliche Interviews geführt.
Die Stimmen der Betroffenen stehen im Zentrum des Buches. Sie lassen erahnen, welche Leiden sie erduldeten und wieviel Mut, Widerstandskraft und Überlebensenergie sie entwickeln mussten und noch immer brauchen.
Am Beispiel Tirols diskutiert dieses Buch die gesellschaftlichen Hintergründe für die unerbittlich harte Erziehung von Kindern aus armen, deklassierten Tiroler Familien. Auftrag und Duldung durch weltliche und geistliche Autoritäten und die Mittäterschaft sowie das Schweigen oder die Hilflosigkeit von FürsorgerInnen, ErzieherInnen und PsychiaterInnen waren dabei zentrale Rahmenbedingungen.
Studienverlag, 2010
ISBN: 978-3-7065-4997-4

Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Hrsg.:
Gangway. Heimerziehung in Berlin-West 1945 -1975 -Ost 1945 -1989

Annäherungen an ein verdrängtes Kapitel Berliner Geschichte als Grundlage weiterer Aufarbeitung.
Kurzbeschreibung:
Auf Beschluss des Abgeordnetenhauses und im Auftrag der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung, die auch den Bereich Jugend und Familie umfasst, hat sich eine Autorengruppe an ein bislang unzureichend ausgeleuchtetes Kapitel Berliner Geschichte herangetastet: die Heimerziehung.
Berlin, 2011
Die Broschüre kann als PDF Dokument heruntergeladen werden.
ISBN: 978-3-940213-68-6

Detlef D! Soost
Heimkind – Neger – Pionier. Mein Leben

Alles tanzt nach seiner Pfeife: Detlef Soost, alias D!, ist der Tanzcoach der Nation. Er wurde durch die TV-Show „Popstars“ berühmt, gibt der Crème de la Crème der internationalen Popszene den letzten Schliff. Aber bis es so weit war, musste er einen langen steinigen Weg von ganz unten nach ganz oben gehen. Eine Bilderbuchkarriere vom Heimkind zum Motivator einer Generation.
Rowohlt T, 2006
ISBN-10: 3499616475
ISBN-13: 978-3499616471

Franz Josef Stangl:
Der Bastard. Der Fürsorgezögling
Aus dem Haustor trat eine etwa fünfzigjährige auf Krampfadern wandelnde Frau, welche mehr breit als hoch zu sein schien. Aber sie war nicht fett, sondern stämmig, sie hatte ihre Unterarme vor der Schürze verschränkt und ihre Beine leicht gespreizt im Boden versenkt. Der Hund hatte sich neben sie gesetzt, und so standen, bzw. saßen sie dort – wie angewachsen im Nachmittag.
Die Fürsorgerin kroch mit „Ähs“ und „Ahs“ aus dem Wagen, klappte den Sitz nach vorne: „Aussteigen“. Ohne „Ähs“ und „Ahs“ kroch Franzi ihr hintenach. „Frau Mehringer?“, fiepste die Fürsorgerin in Richtung der Bäuerin und dem Hund. „Ja“, sagte jene. Das war es auch schon wieder. „Jaha… ich bin die Fürsorgerin und bringe den Buben… wie vereinbart. Schiestl, Jugendamt Graz, Fürsorge Graz, Bezirkshauptmannschaft Graz, Jugendwohlfahrt Graz“.
Währenddessen musterte die Bäuerin den Buben, als schiene sie zu überlegen, ob es besser sei, ihn vor einen Pflug oder Heuwagen zu spannen. „Ah“, sagte die Bäuerin. „Viel ist an dem Krispinderl nicht dran“.
Bibliothek der Provinz, 2008
ISBN: 978-3-85252-909-7

Franz Josef Stangl:
Der Klosterzögling. Die Jugend des Bastards
Im Zusammenhang mit Armut, Arbeitslosigkeit oder Familiengründung wird immer wieder die Gefahr beschworen, durch das soziale Netz fallen zu können. Was aber, wenn das soziale Netz sehr wohl auffängt, allerdings keine weiche Landung bietet, sondern ein Menschenleben verletzt, zerschneidet und auf ewig bechädigt zurücklässt?
„Der dicke gemütliche Begleitonkel hatte Franzi im Direktorgebäude des Jugendheims Rosenhof in Graz zeitig am Morgen abgeholt, frisch geschneuzt und gekämmt war er dort gesessen, immer wieder das Lamento des Direktors im Nacken, dass er, Franzi ja selber schuld sei, er ihn weiß Gott wie oft ermahnt habe endlich brav und anständig zu werden. Jetzt sei es eben zu spät, hatte der Direktor gemeint, er müsse sich nun von Franzi trennen, im anderen Heim werde er weniger Zeit für Blödheiten und davonlaufen haben, dort würden, so der Direktor andere Saiten aufgezogen weren.
Das Heim sei weit weg, das sei gut, eine andere Umgebung, vielleicht komme Franzi dann auf andere Gedanken als jene die der Direktor für verwerflich hielt. Weil Franzi nicht bereit war ihm als Gesprächspartner zu dienen, der Direktor aber gerne den Monolog in einen Dialog umgewandelt hätte, fragte ihn jener „Na, was sagst du dazu?“, und weil er keine Antwort erhielt fortsetzend „Du wirst schon sehen“.
Mit dem Auto des Begleitonkels ging es dann hurtig zum Grazer Hauptbahnhof und das „Du wirst schon sehen“ begann.“
Bibliothek der Provinz, 2009
ISBN-10: 3852523818
ISBN-13: 978-3852523811

Oliver Steffen
Mein Käfig

Aufgewachsen ist er in desolaten familiären Verhältnissen, in denen ein gewalttätiger, alkoholabhängiger Vater ein strenges Regiment führte. Weil er den Prügeln entfliehen wollte, lebte Oliver Steffen zeitweise auf der Straße, schwänzte die Schule, und hielt sich mit kleinen Diebstählen und Jobs über Wasser. Dann erfolgte die amtlich angeordnete Einweisung in wechselnde Jugendheime, in denen Steffen mehr als zehn Jahre verbracht hat. Eine Karriere als Kleinkrimmineller schien vorgezeichnet, doch Steffen hat es geschafft, sich aus dem tristen Milieu zu befreien.
Kurz vor der Vernichtung seiner Jugendakten hat sich der Vierundvierzigjährige einen Einblick in diese verschafft. Die späte Konfrontation mit der Berichterstattung der Fürsorgeerziehung riss alte Wunden auf, die er längst als geheilt angesehen hatte.
Oliver Steffen rollte in einem schmerzlichen Prozess seine Kindheit und Jugend auf und schrieb sie auf über 200 Seiten nieder. Entstanden ist eine sehr persönliche Abrechnung- mit dem Vater, mit den Ämtern, aber auch mit sich selbst. Den Kontrast zu den emotionalen Erzählungen stellen die sachlich-schnörkellosen Berichte der Fürsorgeerziehung dar, die die Entwicklung des Jungen und seiner Familie reflektieren.
In einer Art Selbsttherapie lässt Steffen entscheidende Jahre seines Lebens Revue passieren und nimmt den Leser dabei mit auf eine bewegende Reise in seine Vergangenheit, die durch Gewalt, Einsamkeit und Verlustängste geprägt war.
Oliver Steffen, geboren 1967 in Wuppertal, machte nach der Heimentlassung eine Lehre als Maler und Lackierer und war später im Vertrieb als Außendienstmitarbeiter, Verkaufsleiter und Abteilungsleiter über 20 Jahre tätig.
Heute arbeitet er als Key-Account-Manager in der Baubranche und lebt in der Nähe von Köln.
Books on Demand, 2012
ISBN-10: 3844871608
ISBN-13: 978-3844871609

Hedwig Stellamans-Wellens
Narben auf der Seele. Traumatisierte Kinder und ihre Eltern

Kindesmisshandlungen kommen viel häufiger vor, als man vermutet – von den subtilsten Formen bis hin zu offensichtlicher Grausamkeit. Wie lässt es sich erklären, dass Eltern oder Betreuer dermassen verwunden können, was so wehrlos und verletzlich ist? Warum misslingen manche Adoptionen? Wie ‚überleben‘ Kinder solche seelischen Qualen?
Dieses Buch bringt eine ebenso drängende wie heikle Problematik auf einfühlsame Weise zur Sprache. Aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrungen als Therapeutin möchte die Autorin vor allem Angehörigen und Bezugspersonen von misshandelten Kindern vermitteln:
Alles, was Kindern auf seelischer Ebene widerfährt, wird insbesondere in den ersten Lebensjahren in eine Art ‚Gefühlsgedächtnis‘ eingeprägt und bestimmt die gesamte weitere Entwicklung. Neben aussagekräftigen Zeugnissen von Betroffenen lassen zahlreiche Zeichnungen traumatisierter Kinder ahnen, was durch Worte nicht ausgesprochen werden kann.
Urachhaus, 2002
ISBN-10: 3825173178
ISBN-13: 978-3825173173

Monika Stey
Ich träume von einer Insel. Mein Leben unter schwarzer Pädagogik

Monika Stey, Jahrgang 53, berichtet von ihrem Leben unter „schwarzer Pädagogik“, das Zeugnis ablegt von grausamen Erziehungsmaßnahmen, medizinischen experimentellen „Behandlungen“ und Fehldiagnosen in einer Zeit, in der hunderte, wenn nicht tausende von Kindern in staatlichen und kirchlichen Einrichtungenweg gesperrt und oft vergessen wurden.
Als Kind in ein Heim gebracht, erlebt Monika die Hilflosigkeit und Brutalität von Ordensschwestern und Ärzten.
Web-Site-Verlag, 2012
ISBN-10: 3942594234
ISBN-13: 978-3942594233

Hans Stumm:
Ich war die Nr. 18…
…eine Kindheit im Waisenhaus und das Leben danach

Das neue Buch des TrokkenPresse Verlags stammt aus der Feder eines trockenen Alkoholikers. Hans Stumm wuchs im Waisenhaus auf, das von katholischen Nonnen oder Mönchen geführt wurde. In seiner Kindheit wurde er  nicht bei seinem Namen, sondern „Nr. 18“ gerufen, daher der Titel des Buches. Hart, herzlos und lieblos war die Erziehung der christlichen Institutionen – das Gegenteil der christlichen Nächstenliebe, die wir aus der Bibel kennen.
Es handelt sich hier also nicht um einen Roman sondern um Erinnerungen, die so aufgeschrieben wurden, als sei alles gerade eben erst passiert. Wer die Skandale der letzten Jahre vor Augen hat, die Enthüllungen von Gewalt und Missbrauch an Kindern und Jugendlichen – alles unter dem Etikett der christlichen Nächstenliebe – der sollte auch dieses Buch lesen. Man kann aus der Vergangenheit lernen, wachsam in der Gegenwart beobachten, ob es irgendwo Ähnliches gibt. Das macht auch der Autor.
Was uns an Hans Stumm noch fasziniert: Er war als Folge der Schäden, die ihm als Kind zugefügt wurden, alkoholkrank geworden. Er hat dann die Sucht  besiegt. Er ist schließlich in der Selbsthilfe der (AA) aktiv geworden. Er engagiert sich bis heute unermüdlich und ehrenamtlich für die Kinder alkoholkranker Eltern.
TrokkenPresse Verlag, 2011
ISBN 978-3-9813253-2-4

Richard Sucker
Der Schrei zum Himmel. Kinderzwangsarbeit in Christlichen und Staatlichen Kinderheimen. Autobiographie

Richard Sucker erzählt nicht die Geschichte irgendeines erfundenen Jungen, nein, es ist seine eigene Kindheitsgeschichte. Im zarten Alter von eineinhalb Jahren wurde er der Mutter entrissen und in ein „Waisenhaus“ gesperrt. Er betrat eine von Staat und Kirche unterhaltene Hölle, wurde bereits mit sechs Jahren zur Zwangsarbeit beordert, misshandelt, gedemütigt, der Kindheit und Jugend beraubt, beleidigt und einer Schulbildung entzogen.
Diese Kindheit verlebte Richard keinesfalls in einem fremden, unterentwickelten Land. Er wuchs in der Bundesrepublik Deutschland auf, deren Kirche und staatlichen Institutionen die an Seinesgleichen verübten Verbrechen bis in die Gegenwart verleugnen. Das Buch ist nicht nur eine Kindheitsbiografie, es ist eine Klageschrift gegen die Schuldigen. Es ist die Forderung nach einer materiellen Wiedergutmachung, da eine psychische Wiedergutmachung mittlerweile unmöglich geworden ist.
Engelsdorfer Verlag, 2008
ISBN-10: 3867036497
ISBN-13: 978-3867036498

Peter Urmersbach
Liebe konnte ich mir nicht leisten

Bewegend, erschreckend, unfassbar, unmenschlich – solche und ähnliche Vokabeln benutzen diejenigen, die das Buch „Liebe konnte ich mir nicht leisten“ von Peter Urmersbach gelesen haben. Es ist kaum glauben und zu begreifen, dass es sich hierbei um einen Tatsachenbericht eines Betroffenen handelt. Manchmal wird die menschliche Phantasie von der Realität eingeholt und sogar deutlich überholt. Die Realität scheint manchmal viel schrecklicher und grausamer zu sein, als sich erfindungsreiche, begabte Schreiber für eine Geschichte oder einen Film ausdenken können. Die Wirklichkeit vermag sogar darüber deutlich hinaus zu gehen.
2009
ISBN-13: 978-3-939852-01-8

Andreas Völker
Stromzeit: Erinnerungen an das Kinderheim Schloss Beuggen 14.08.1967 – 15.10.1970

Eine Autobiografie. Tatsachenbericht aus dem ehemaligen evaangelischen Kinderheim Schloss Beuggen. Deutschland, Ende der 1960er Jahre. Jugendliche, Hippies und Studenten brechen mit der Kriegsgeneration, revoltieren gegen Autoritäten und kämpfen für ihre Freiheit. Sie hören Rockmusik, tragen lange Haare und suchen nach einem neuen, von gesellschafltichen Tabus und Zwängen befreiten Leben.
Doch im evangelischen Kinderheim „Schloss Beuggen“ in Rheinfelden bei Lörrach werden die Kinder von ihren religiös-fanatischen Erziehern von diesen Entwicklungen abgeschnitten. Mit brutaler Strenge, körperlicher und psychischer Gewalt sollen sie zu „gläubigen, anständigen“ Menschen „erzogen“ werden…
Andreas Völker war von August 1967 bis Oktober 1970 in jenem Heim untergebracht und schildert in diesem autobiografischen Bericht seine erschütternden Erfahrungen. Dieses offenherzige, berührende Zeugnis über die damalige Situation in einem deutschen Kinderheim erzählt zugleich die spannenden und abenteuerlichen Erfahrungen eines Jungen an der Schwelle zwischen Kindheit und Jugend.
Lauber, 2011
ISBN-10: 3942066033
ISBN-13: 978-3942066037

Hans Weiss:
Tatort Kinderheim

Folter, Vergewaltigung und Missbrauch statt liebevoller Erziehung – schockierende Vorfälle in Kinderheimen und Internaten aus der jüngeren Vergangenheit dringen langsam an die Öffentlichkeit. Jährlich wachsen in Österreich rund 11.000 Kinder in Pflegefamilien, Wohngemeinschaften, Heimen und Kinderdörfern auf. Bis Mitte der 1980er Jahre waren viele Heime wie Gefängnisse organisiert, in denen Kinder geschlagen und gefoltert wurden. Wer sich wehrte, kam in die Kinderpsychiatrie. Hans Weiss, bekannt für seine sorgfältigen Recherchen, hat konkrete Berichte und Fälle zusammengetragen und eine aufrüttelnde Reportage über ein großflächiges Verbrechen gegen die Menschlichkeit geschrieben.
Ein Untersuchungsbericht
Deuticke Verlag, 2012
ISBN 978-3-552-06198-9

Peter Wensierski
Schläge im Namen des Herrn. Die verdrängte Geschichte der Heimkinder
in der Bundesrepublik Deutschland

Weil die Opfer keine Lobby hatten, konnten die erwachsenen Gewalttäter davon ausgehen, dass eventuelle Beschwerden der Kinder und Jugendlichen erfolglos bleiben würden …
Peter Wensierski schreibt aus der Perspektive der Opfer.
2006
ISBN: 342105892X

Hilma Wolf
Herbstglück. Erinnerungen eines erwachsen gewordenen Heimkindes

Hilma Karoline Wolf beschreibt in diesem Buch ihren rund sechzehnjährigen Leidensweg, den sie zwischen ihrem 4. und 21. Lebensjahr als so genanntes Heimkind in einem christlichen Erziehungsheim erleben musste: Psychischer und physischer Missbrauch, Verlust von menschlichen Rechten, Kinderarbeit und die permanenten Gefühle des Verlassenseins und der eigenen Unzulänglichkeit prägen diesen beschwerlichen Weg. Gleichzeitig blickt die Autorin in einem bewegenden Interview von heute aus auf diese Zeit zurück und beschreibt, wie sie trotz der schwierigen Umstände aus eigenen Kräften in ein selbstbestimmtes und glückliches Leben gefunden hat.
Verlag des Biografiezentrums, 2008
ISBN: 978-3-940210-34-0

Dagmar Wortham:
Die ungeliebten Kinder. Endstation Heim?

Mit einem Geleitwort von Rotraud A. Perner
Gewalt, Aggression, Verwahrlosung, Hoffnungslosigkeit, Machtspiele mit Erziehern, traumatisierte Kinder, ergreifende Schicksale – das alles fand die Autorin, erfahrene staatlich anerkannte Erzieherin, in Kinderheimen vor. Der prominente Fall des 17jährigen R. in Krems zeugt von den Auswirkungen dieser dramatischen Entwicklungen. Sie schildert offen die oft katastrophalen Zustände, in denen Kinder und Jugendliche aus zumeist völlig desolaten Familienverhältnissen landen.
In Kinderheimen beginnt für diese Kinder oft erst das wahre Trauma. Ohne Perspektive auf ein besseres Leben, vorbildgebende Bezugspersonen und Liebe werden viele selbst gewalttätig und straffällig. Mit Geduld, Respekt, Verständnis und Engagement gelang es der Autorin einen Zugang zu vielen dieser Kinder zu finden, die von Anfang im Abseits stehen. Sie gab ihnen Hoffnung darauf, dass ein besseres Leben möglich ist.
Goldegg, 2010
ISBN-10: 3902729031
ISBN-13: 9783902729033

Paul Wulf, Hrsg.:
Lebensunwert? Paul Wulf und Paul Brune

Am Beispiel der beiden Betroffenen Paul Wulf und Paul Brune zeigt das Buch auf, wie sehr die Ideologie der Ausmerzung lebensunwerten Lebens nicht nur vor 1945, sondern auch danach bis tief in die 70er Jahre hinein maßgebliche Personen der Medizin, Psychiatrie und Justiz, der öffentlichen Fürsorge und nicht zuletzt der Kirche im Denken und Handeln beeinflusst hat.
Das Buch knüpft an die aktuelle Debatte über die Heimkindererziehung in den 50er und 60er Jahren an und schließt eine Lücke, da es die Ursachen und historischen Hintergründe benennt, warum die Heimunterbringung und Heimkindererziehung in der noch jungen BRD so und nicht anders verlief.
2007
ISBN: 978-3939045052

1950 – 1979, 1980 – 1999, 2015 –